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Die Geschichte von Eis, Dunkelschatten, Nebel & Kristall
Die Nacht schien sternenbedeckt, während ein magischer Hauch Magie durch die Felder streifte. Eine der Nacht ähnlichen Katze kauerte im taunassen Gras und streckte sich stetig. Der Geruch von Maus, die die Katze gerade gegessen hatte hing noch an ihr, als der Mond aufging und mit voller Farbe auf sie herabstarrte. Die Katze duckte sich vor dem Mond und floh dann ängstlich hinter einen großen Baum, der das Mondlicht abstrahlte. Das Herz der Katze machte einen Hüpfer, als der Mond langsam den Himmel herabstieg. Die Nacht konnte jedoch nicht so schnell vorbei sein. In der Deckung des Baumes spähte die Katze vorsichtig hervor und entdeckte eine weitere Katze, die den Mond blendete. Auf einem Felsenzapfen saß die Katze und starrte zum Mond empor. Hell schimmerte die Silouette der dunklen Katze, als diese zu der anderen Katze sah. Dann sprang die Katze vom Felsen herab und tappte geradewegs auf den Baum der anderen Katze zu. ,,Kristall! Was machst du hier draußen?" Die hübsche Kätzin sah auf, die kristallblauen Augen funkelten. ,,Das selbe könnte ich dich fragen! Und was machst du so nah am Mond? Wir fürchten den Mond! Vergiss das ja nicht, Dunkelschatten!" Der Kater neigte den Kopf zur Seite, erwiderte aber nichts. ,,Na gut. Aber auch du lässt es sein, so lange ich auf die aufpassen kann, Schwesterherz." Kristall seufzte. ,,Du musst nich immer auf mich aufpassen, ich komme alleine zurecht." Darauf antwortete ihr Bruder nicht, lehnte sich nur an ihre Schulter und sah zum Mond hoch. ,,Ich finde ihn wunderschön." Verwirrt hob Kristall den Blick. ,,Wen?" ,,Den Mond.", antwortete Dunkelschatten ruhig, der Mond fiel in seine Augen ein. Es sah so wunderschön aus, die Kombination von Dunkelschatten und hellem Mondlicht. Herrlich und prachtvoll, sie passten so gut zusammen. Kristall sah zu Boden, sie konnte das Mondlicht nicht ertragen. ,,Wir sind nicht wie Mond-Katzen. Nicht so wie Eis." ,,Ich wünschte ich wäre so wie sie.", erklärte Dunkelschatten barsch. Seine Schwester blickte wieder auf. ,,Wirklich?" Sie mochte ihre beste Freundin zwar gern aber eine Mond-Katze zu sein wie sie ... nein danke. Kristall würde ablehnen, würde sie nur so ein Angebot bekommen. Mond-Katzen hatte Kristall schon immer gruselig gefunden. Da erschien plötzlich ein weißer Fleck in der Dunkelheit. Die beiden Wurfgefährten erstarrten, doch keiner brauchte länger als eine Sekunde um zu erkennen das es Eis war, die sich in der Dunkelheit immer ziemlich ungeschickt anstellte. ,,Kristall?" Es war kaum ein Flüstern, als Eis auf sie zutapste. ,,Was macht ihr den hier mitten in der Nacht?" Die weiße Kätzin schien verwirrt. ,,Ich dachte ich bin die einzige Mond-Katze hier im Lager." Wie sehr Kristall ihre Freundin doch mochte. ,,Ach Eis, du Dummerchen. Dürfen wir etwa nicht bei Nacht aus dem Lager?", fragte Kristall leicht neckend. ,,Ich wollte nur wissen.", hauchte Eis und leckte sich übers Fell. ,,Ich möchte nämlich nicht alleine mit Nebel im Lager zurückbleiben." ,,Wieso nicht?" Dunkelschatten schien verwirrt. ,,Na mit ihm kann man weder reden, noch schlafen; er schnarcht ganz leise im Schlaf, aber es stört trotzdem." Na so was? Kristall hatte das noch nie bemerkt. Sie schüttelte ihren Pelz. ,,Achso." Dunkelschatten schnurrte. ,,Ganz wie unsere Kristall." Kristall richtete ihre funkelnden Augen auf ihren Bruder. ,,Was hast du gesagt?", fuhr sie ihn spielerisch an. Aber sie selbsf wusste, das sie manchmal leise im Schlaf schnurrte. Aber ja nicht schnarchte. Eis schnurrte: ,,Bin ich froh das ich keinen Wurfgefährten habe." Damit hoppelte sie aufgeregt davon. Kristall sah ihr nach. Eine finstere Ahnung lag in ihrem Blick.
Eis schlug den langen Weg bis zur Klippe ein und tappte fröhlich durch den Wald. Ihre Pfoten glitten ganz sachte über den modrigen Waldboden. Matsch hing noch an einigen Stellen, die vom Regen stark betroffen worden waren. Gähnend entfernte sich Eis vom Pfad und meinte durch ihre eigenen Pfotenabdrücke zu stapfen, da sie diesen Weg schon jede Nacht gegangen war, seitdem sie erfahren hatte was sie war. Eine Mond-Katze. Eine Richtige. Als Mond-Katze musste sie jede Nacht diesen Weg laufen, jeden Tag im Schatten bleiben. Und sie fühlte sich nur nachts frei. Wenn der Mond hell schien. Doch wenn der Mond Eis sah, leuchtete er immer deutlich heller, wie sie bemerkt hatte. Es war aber auch ein mulmiges Gefühl ihre Lager-Gefährten jede Nacht alleine zu lassen. Angst und Sorge steckte hinter der jungen Mond-katze, aber sie musste gehen. Jede Nacht, um ihren Lager-Gefährten keine Gefahr am Tag zu sein. Den der Mond stahl ihre böse Seite und verschluckte auch all den Kummer. Am nächsten Morgen war sie immer eine neue Katze, eine ganz andere. Kristall entscheidete immer ob schlechter oder besser. Na gut, manchmal auch ihr Bruder.
Als die Klippe in Sicht kam, verschärfte Eis ihren Schritt und trabte in vollem Tempo auf den Mond zu. Bitte, Mond entreiße mir alle schlimmen Gedanken! Und der Mond tat dies. Ach war sie froh darüber eine Mond-Katze zu sein, und keine Sturm- oder Vollmond-Katze. Kristall und Dunkelschatten waren beide Sturm-Katzen, sie wurden in Stürmen immer böse und gefährlich. Gut das mir der Mond hilft, und mich nicht verletzt. Sie vertraute dem Mond. Voll und ganz. Nebel war eine Vollmond-Katze. Nur an Vollmönden begleitete er sie. Sonst wurde auch er böse und gefährlich. Aber niemand muss jede Nacht hierher ..., seufzte Eis in sich hinein und sah den Mond empor. Wie kann Kristall dich nur fürchten? Sie hatte nun erfahren, das Dunkelschatten den Mond nicht mehr fürchtete, ganz anders als Kristall. Beide wurden in einer Vollmondnacht geboren, und als der Mond seinen höchsten Punkt erreicht hatte, war ihre Mutter gestorben. Seitdem hatten beide den Mond gefürchtet, als Zeichen des Todes angesehen. Deswegen begleitete niemand der beiden sie hierher. Deswegen ging sie fast immer alleine. Der Mond glitt den Himmel langsam herab und erreichte bald seinen niedrigsten Punkt. Er verabschiedetete sich im Stillen von Eis und wurde von der Sonne erlöst. Eis neigte den Kopf zur Begrüßung und huschte dann schnell in den Schatten, um nicht mehr gesehen zu werden. Wie gesagt: Sie war und ist eine Mond-Katze. Kapitel 1
Eine warme Brise streifte Kristalls Fell, als diese erwachte. Gähnend rappelte sie sich auf die Pfoten und streckte sich, machte einen Buckel und gähnte ein weiteres Mal. Dann schüttelte sie ihren warmen Pelz und verließ den Bau. Drüben saß auch schon Eis im Schatten. Sie setzte sich zu ihrer besten Freundin, die heute etwas trübsinnig dreinsah. ,,Was hast du?", fragte Kristall sie und stupste sie mit ihrer silbernen Pfote an. Eis seufzte ganz leise. ,,Ach nichts." ,,Doch, du hast was! Bitte erzähl was." Kristall sah sie ruhig an. Furcht nagte an der Stimme von Eis, als diese zu erzählen begann: ,,Also ... letzte Nacht, da ... da war ich ja wieder an der Klippe um zum Mond zu schauen und da ... da habe ich eine Stimme gehört, die mir sagte:
Ein Glänzen der Nacht
wird leicht fallen, ganz sacht.
Und wenn Sonne wird scheinen,
wird das Eis dunkel weinen
Ich ... ich habe einiges verstanden ... Mit dem Glänzen der Nacht sollst du glaube ich gemeint sein. Und mit dem Eis wohl ich ..." Ihre Stimme stockte.
,,War ... war da noch etwas?", fragte Kristall unsicher nach. ,,Ich meine, hast du noch etwas erfahren?"
Eis Herz schlug schneller als sonst. ,,Ja", huchte sie, ,,Etwas soll beschattet werden, in einer Nacht die nie kommen wird. Und das irgendein Nebel im Dunst walen soll." Eis zitterte, wie Kristall bemerkte. Sie schmiegte sich tröstend an ihre Freundin. ,,Alles wird gut." Doch so sehr sie versuchte Eis aufzumuntern, die junge Streunerin blieb leise, still, traurig und trüb. ,,Ich verstehe nicht ... wieso haben sie mir das mitgeteilt?" ,,Weil du etwas ganz Besonderes bist.", antwortete Kristall zaghaft und lehnte sich an die weiße Schulter von ihrer Freundin Eis. ,,Sehr besonders." ,,Wirklich?" Eis schlummerte in sich hinein. ,,Sie wollten es nicht direkt mir sagen", erklärte sie dann. ,,So wollten das ich die Nachricht schnell überbringe. Und sie sagten auch, das du den Mond nicht fürchten sollst. Das er dir nichts mehr Böses tun wird, und auch nicht Böses getan hat.", miaute Eis einfach weiter, ohne Nachzudenken. ,,Es wird dir zuhören, wenn du etwas zu berichten hast ..." Nun weiteten sich Eis Augen. ,,Ist noch etwas?", fragte Kristall besorgt und zu ihrer Überraschung nickte Eis, die Augen immer noch riesengroß. ,,Du bist keine Sturm-Katze mehr. Du bist nun eine Sonnen-Katze." ,,Was ist das?" Das Herz der silbernen Kätzin begann zu hämmern. Lass es bitte nichts allzu Schlimmes sein., dachte sie sich zitternd. ,,Du veränderst dich, wenn die Sonne ganz hell scheint." ,,In wie fern?", fragte Kristall ängstlich. ,,Naja, du veränderst dich innerlich und äußerlich.", erklärte Eis nachdenklich. ,,Um genau zu sein, so genau weiß ich es gar nicht." Ihr Blick war ernst, aber auch fragend. ,,Schon okay. Danke Eis." ,,Nichts zu Danken.", murmelte sie und ihr Blick trübte sich sogleich wieder. ,,Ist noch etwas Eis?" Eis schüttelte sich, stand auf und schüttelte sich nochmals. Sie antwortete aber nicht. ,,Eis!" Kristall fesselte sie mit ihrem Blick. ,,Bitte frag nicht weiter. Ich muss alleine sein. Der Mond hat mir nicht ausgereicht!" Mit diesen letzte Worten jagte Eis in den Wald. Kristall wollte zum Sprint hinterher ansetzen, doch eine Stimme hielt sie auf. ,,Lass sie gehen." Kristall drehte sich um und sah ihren schwarzen Bruder vor sich. ,,Wieso, Dunkelschatten?", fragte sie energisch und sah wieder Richtung Wald. Sobald er weg ist, würde sie Eis verfolgen. ,,Folge ihr nicht. Hat sie sich nicht klar und deutlich ausgedrückt? Etwas lastet schwer auf ihr." Dunkelschatten schritt näher zu seiner Schwester. ,,Hab keine Angst um sie." ,,Habe ich aber. Ich kenne sie seid meiner Geburt. Sie hat ihre Mutter angefleht uns beide aufzunehmen, weißt du noch?" Beschämt zog Dunkelschatten den Kopf ein, antwortete jedoch wieder mit fester Stimme: ,,Ja, ich weiß noch. Sie ist eine wunderbarw Kätzin." Kristall nickte. ,,Und deswegen muss ich ihr helfen. Sie hat ein Problem, das spüre ich." Ihr Bruder seufzte tief. ,,Dann kann ich dich wohl nicht abhalten." ,,Nein kannst du nicht." Triumphgefühl stieg in Kristall auf, als sie Eis Fährte zu folgen begann. Wo die junge Kätzin wohl hingewollt hatte?
Eis keuchte schon, als der große gesuchte Berg in Sichtweite war. Ich muss ganz schnell dahin! Da ist der Mondlichtfluss quer durch die Felsen. Sie hatte schon vieles vom Fluss des Mondlichts gehört, und nun brauchte sie ihn dringender als je einer vor ihr. Kristall durfte ihr nicht folgen. Auf gar keinen Fall! Eis Fell sträubte sich, als eine Windbö den Hang hinunterseufzte. Sie kuschelte sich tief ins Gras und lauschte dem Wind, der ihre Ohren streifte. Sanft durchfuhr sie eine sachte Brise und die Sonne stieg plötzlich auf. Oh nein! Kristall! Eis riss die Augen auf und wusste nicht wohin; ihr Leben retten oder das von Kristall? Kristall war ihr aber wichtiger und so machte sie kehrt, ihre Pfoten flogen mit dem Wind. Ein Schleier verdunkelte ihr die Sicht, obwohl die Sonne auf sie schien: genau deswegen. ,,Kristall!", rief sie in den Wald, doch nur ihr eigenes Echo war die Antwort. ,,Kristall!" Sie rief lauter. ,,Kristall!" Noch viel lauter. Angst brodelte in ihren Pfoten. Wo war ihre beste Freundin nur? Die Angst schlich kalt in Eis empor, Kälte zog an ihr. Bitte Kristall! Nichts. Unendliche Niedergeschlagenheit schien an Eis zu ziehen. Die junge Kätzin spürte einen leichten Druck in der Brust, als ihr Atem langsam schneller ging. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, aber eine Fährte Kristalls fand sie immer noch nicht. ,,Kristall!", rief sie noch einmal mit letzter Hoffnung und schnappte hörbar nach Luft. Eis meinte es sei wie eine Ranke die sich immer fester um ihren Hals zog. Bitte Sonne, lass mich Leben! Lass mich Leben um dir Kristall zu retten! Aber ganz genau wusste die junge Kätzin auch, das die Sonne keine Mond-Katze vor ihr verschonen würde. Eis musste der Tatsache ins Auge blicken. Sie blieb stehen und drehte sich langsam um, die Angst lähmte sie und ließ sie dunkel erzittern. Die Strahlen der Sonne schlugen auf das weiche Fell von Eis ein, während die Kätzin weiterhin nach Luft rang. Der Schweiß rann ihr die flauschigen Ohren herunter, dann sah sie die Sonne direkt an.Eis, zügle deine Angst. Dunkelschattem wird seine Schwester schon retten. Jetzt sie die Sonne an. Schau deinen Feind direkt an. Die Sonne schien dunkler als sonst und wanderte den Himmel langsam herab. Aber wie den das? Hatte die Sonne nicht bemerkt das vor ihr eine Mond-Katze war? Doch die Sonne glitt den Himmel weiter, und schien plötzlich direkt auf das Lager der vier Streuner-Katzen. Oh nein! Eis erstarrte. Nebel! Er ist eine Vollmond-Katze! Ohne weiter nachzudenken rannten ihre Pfoten bereits weiter durch den Wald, dem alten Pfad folgend, den sie hunderte Male rübergerannt war. Als sie stolperte, rappelte sie sich mühsam wieder auf und rannte humpelnd weiter. Nebel war jetzt wichtiger als ihr Bein. Viel, er war für sie fast so etwas wie ein Bruder geworden. Etwws ganz Besonderes, Wichtiges. Alle anderen Katzen des Lagers würde ebenfalls leiden, so sehr wie auch Eis. Ihre Pfoten trugen sie in das Lager, flink und schnell, eifrig und stark. Dort hielt sie außer Atem an und blickte sich mit den himmelblauen Augen um. ,,Nebel!", jaulte sie dann laut. Ein leises Klagen, Jammern und Jaulen zugleich meldete sich hinter dem Dornbusch. Eis rannte dorthin, ihre Ballen schmerzten. Da war Nebel, zusammengekauert, klein geduckt, jammernd, still ... so still! Seine Lager-Gefährtin stupste ihn sanft mir der nicht schmerzenden Pfote an. Er jammerte leise. ,,Nebel?", fragte sie leise, zu unsicher er würde nicht antworten. ,,E-eis?" Erleichterung meldete sich in Eis und sie betastete Nebel ganz vorsichtig. Sein Pelz sah merkwürdig zerzaust aus und an einigen Stellen schwarz. Oh nein! Nicht das! Nicht das Gift der Sonne! Eis kauerte sich dicht neben ihn und schnurrte beruhigend. ,,Alles wird gut,Bruder" Er schlug die Augen langsam auf, das Grün dieser Augen lag warm auf ihr. ,,Danke, meine Schwester" Sie drückte sich an ihn, die Trauer stand ihr aufs Gesicht geschrieben. Nebel murmelte etwas leise und schloss die Augen wieder. Eis jammerte im Stillen in sich hinein. Aber wo waren nur Dunkelschatten und Kristall? Als sie sich umsah konnte sie keinen der beide vertrauten Pelze entdecken. Wo waren sie nur? Ängstlich stand Eis auf ihre wackeligen Pfoten. Ihre Sorge nahm zu.
Dunkelschatten spähte durch das hohe Gras. Der Wind fuhr ihm durch den glänzenden Pelz, als er sich hinkauerte und die Augen auf seine Beute richtete. Lautlos wie eine Schlange schlich er sich an seine Beute an und hielt sie fest im Blick. Ohne viel nachzudenken, sprang er eine Sprungweite vor der Wühlmaus und landete direkt auf der piepsenden Maus. Ohne Mitleid packte er sie mit den Zähnen am Genick und brach es ihr. Das Piepsen der Maus verstummte. Freudige Energie stieg in ihm aus und er ließ seinen Fang fallen. In der Nähe einer großen Eiche. Er scharrte Erde über sie und machte sich auf weiterzujagen, als plötzlich ein Hilferuf seine Gedanken lähmte. Dieser konnte nur von Eis stammen!
Er jagte los, den Hang hinunter, durch den alten Wald, die vielen Felder, bis er vor dem Lager schlitternd zum Stehen kam. Eis kauerte in der Nähe des Brommbeerstrauchs und stieß Klagelaute aus. Er tappte zu ihr. Was hatte sie? Als er sich näherte sah er, dass sie Brandflecken auf ihrem Pelz hatte und ihre Augen glasig waren. Sie litt unter starken Schmerzen! Dunkelschatten eilte auf sie zu und leckte ihr tröstend übers heiße Ohr. ,,Alles ist gut." Ihr Puls ging unregelmäßig und er merkte das sie kaum Luft bekam. Natürlich! Sie musste in den Schatten! Schnell hievte er sie auf die Pfoten und stützte sie bis zu einem Baum in der Nähe. Der Schatten des Baumes ließ ihre Hitze verschwinden. ,,D-dunkelschatten.", japste sie leise und er merkte wie viel Mphe es sie kostete. ,,Tsch", flüsterte er zaghaft. ,,Hör mir zu.", sprach Eis aber weiter. ,,Finde Nebel. Er liegt am Sterben!" Ihr Miauen wurde schrill und zu einem Jaulen. Dunkelschatten sah sie direkt an. ,,Das werde ich. Pass auf dich auf!" Sofort wurde er vom Schatten des nächsten Baumes verschluckt. Nebel musste sicherlich im Lager sein. Sein guter, guter Freund! Seine Pfoten zitterten, als er Hitze roch und erneute Angst spürte. Nebel durfte aber noch nicht tot sein! Er durfte nicht! Als Dunkelschatten ihn endlich erblickte war sein Pelz voller Sandkörner und Dunkelschatten schüttelte ihn. Er hatte tiefe Brandflecken und war überall rot. Die rote Flüssigkeit, die an Dunkelschattens Pfoten hängen blieb, als er den Pelz von Nebel betastete, roch vertraut, roch nach Tod. Sofort stolperte der schwarze Kater zurück vom Leichnehm seines Freundes. Nein. Nein! Nein, das darf nicht sein!
Doch es war so.
Und er musste es einsehen.
Er musste einsehen, das sein Freund unter verborgenem Himmel wandelte und er ihn nie wieder sehen würde.
Er musste es einfach einsehen, egal wie. Kapitel 2
Eis Kräfte neigten sich dem Ende zu und sie schloss müde ihre blauen Augen. Eis, dein letztes Stündlein hat geschlagen. Die Welt schien zu erlöschen. Erst der Rand des Waldes, der Boden, der Himmel samt den Wolken, der Brombeerbusch gleich neben ihr, sie selbst. Alles. Und es war fort. Aber was würde aus Kristall werden? Eis durfte nicht aufgeben. Noch nicht.
Mühsam kam die Streunerin mit weichem Fell auf schwankende Pfoten und wankte zum Lagerausgang. Sie musste Kristall unbedingt finden! Und sie musste sich selber zum Mondlichtfluss. Sie musste das Leben von Kristall und noch ihr eingenes retten ... was eine Heldenhafte Tat. Aber Eis fand das nicht so; sie wollte nur ihre beste Freundin retten, und wenn es ginge am besten auch noch sich. Eis ließ ihren Blick langsam um die Umgebung schweifen. Ein kalter Frost verdünnte die Sicht und ein dunkler Nebel stieg langsam auf. Die Kätzin mit flauschigem Fell erstarrte und plusterte ihr Fell gegen die Kälte auf. Ihre Augen hielt sie zusammengekniffen, als der Wind zu wehen begann. Düsternis überragte ihre Gedanken und als sie zum Himmel sah, sah sie auch den Berg. Den Berg, zu de sie hinwollte. Den Berg des Mondflusses. Eine bittere Erinnerung lauerte auf der Spitzte des höchsten Felsens des Berges. Eis. Sie sprach zu sich selbst, um die Ängste abzuschütteln. Und die Trauer ... aber auch den Schmerz ... und doch wusste sie, der Schmerz würde nie vergehen. Es würden Narben bleiben, im Herzen wie auch auf dem Fell. An den Gedanken Nebel, wie auch an den Schmerz äußerlicherseirs. Aber nun musste sie weiter, das was vorbei war zurücklassen. Weitergehen. Dahin, wo sie hinmusste. Einfach weiter. Zu Kristall, um diese zu retten. Aber konnte Eis ihr tatsächlich eine große Hilfe sein? Wohl eher nicht, so verletzt wie sie war ... Aber ich muss! Eis machte einen Schritt, egal wie sehr es noch schnerzte. Sie musste weiterkommen.
Und was war das?
Am Ende des Waldes leuchtete etwas hell. Mit vollem Schein der Sonne, mit starker Magie, mit voller Farbe, mit magischer Kraft. Es leuchtete so hell, das Eis nicht mehr wollte, das der Schein des Mondes sie blendete. Und doch; er heilte ihre Wunden, aber den Schmerz und die Trauer an Nebel, nein, das konnte nicht einmal der Mond heilen. Nicht bei ihr. Nein, bei ihr konnte es nur die Sonne ... Der Tod.
Kristalls Herz raste. Wohin den jetzt? Sie zitterte, und doch verspürte sie einen Drang den sie nicht verstand. Was hatte Eis ihr nochmal erzählt? Denk nach, Kristall! Natürlich! Ich muss zur Sonne! Die Sonne schien überaus hell und ließ ihr Fell in ein wunderschönes weiß übergehen. Sie musste zum höchsten Punkt der Sonne. Sie musste an den Felsen, an dem sich Eis immer mit dem Mond traf. Sie musste dahin, um ihre Gefahren die sie hatte, nicht an anderen auszulassen. Ganz schnell! Sie pretschte los. Quer durch den Wald, einen Weg den sie nie gegangen war, verfing sich in Äaten, Ranken, Sträuchen, rappelte sich aber auch wieder auf und rannte weiter. Sie musste weiterrennen, sosehr ihr Atem konnte und noch mehr! Noch viel mehr! Wo Eis, Dunkelschatten und Nebel aber wohl waren? Kristall blieb kurz stehen und schöpfte neuen Atem, neue Hoffnung, neue Kraft. Gut das Eis ihr einmal gezeigt hatte, wo der angebliche "Mondfels" für sie war. Für Kristall würde es der "Sonnenstein" sein. Sie fand nicht, das der Fels wie ein Fels aussah, eher in Richtung wie ein Stein. Aber nun musste sie wirklich weiter, dringend. Ihr Herz schrie danach, alles was auf ihm lastete loszulassen. Die Sonne würde ihr das Gefühl geben. Das Gefühl, das der Mond Eis gab. Das Gefühl der Freiheit. Ohne Angst leben zu müssen, einfach nur vergessen ... Kristall schüttelte sich und trabte weiter, so schnell wie möglich. Unglaublich lautlos. Hin- und wieder huschte ihr eine Maus über den Weg, aber das war Kristall jetzt völlig egal. Sie war nicht zum Jagen hergekommen, sondern um mit der Sonne zu reden. Mit ihrer Sonne ... Die silberne Kätzin hielt an, als sie Strahlen auf dem Pelz bemerkte. Glänzend, unnatürlich hell, schimmernd, aber nicht wie die von der Sonne, nein, nicht warm; kühl, eisig, und es roch nach Nacht. Der Mond! Kälte durchfuhr Kristalls Pelz und sie drehte sich langsam, unsicher, vorsichtig um. Ihre Augen funkelten, fast herausfordernt, als der Mond sie böse anblickte. Wie konnte Eis ihn nur mögen? Nein, Kristall hatte einfach nur noch immer Angst vor ihm. Aber vielleicht rettete genau in diesem Moment ja auch die Angst vor dem Mond ihr Leben. Sie rannte weiter, der Angstgeruch folgte ihr lautlos. Die dunklen Ängst ließen Kristall nicht in Ruhe, aber die Sonne würde sie schon entsorgen. Ein leises Flüstern drang in die Ohren von der jungen Kätzin, aber sie durfte nicht anhalten. Ein weiterer Halt würde sie nicht weiterbringen, sie musste dringend zur Sonne. Ganz dringend! Unbedingt! Kristall rannte weiter. Spürte schon Wärme und wurde erleichterer, aber sie musste noch am Sonnenstein ankommen, so schnell wie möglich! Und sie flitzte weiter, spürte schon Gras unter den Pfoten, sah den Hang, rannte zum Stein, rannte an Bäumen vorbei und kam vor dem Stein schlitternd zum Halten. ,,Du bist spät." Kristall spitzte die Ohren. Wer hatte da gesprochen? Die Sonne doch nicht etwa, oder? ,,Ich weiß." Trotz ihrer Neugier senkte Kristall beschämt den Kopf und ließ die Ohren hängen. ,,Nun den ... wie ich sehe hat Eis dir schon erzählt was du von nun an bist." Die silbrig glänzende Kätzin nickte, ein Schleier schlich um ihre Augen. Weshalb zischte die Sonne Eis Namen nur so? ,,Sie hat die auch erzählt, was du hier tust?", fragte die Sonne nach und Kristall nickte einfach. ,,Ja ... Wo ist sie?" ,,Im Wald." Die Stimme klang nun eilig. ,,Wieso den das? Sie wollte doch zum Mondfluss?" ,,Sie steckt voller Geheimnisse.", hauchte die Sonne und blickte Kristall direkt an.
Nein.
Nein, es war nicht so wie bei Eis.
Nein, es war ganz anders; sie vertraute der Sonne nicht.
Nein, es war nicht so wie bei Eis und dem Mond, keinesfalls.
Dunkelschattens Herz blutete, als er sah wie Nebel seine letzten Worte zu Krächzen versuchte. ,,Tsch", bettelte der schwarze Kater leise, doch der graue Kater hörte nicht auf ihn. ,,D-dunkel-h-e-erz." Wieso sprach er diesen Namen so düster aus? ,,Äh ... ich heiße Dunkelschatten.", verbesserte er ihn schnell. ,,Nein, ich finde der Name Dunkelherz passt besser, du scheinst mir böse und fremd. Wer bist du?" Nebels grüne Augen leuchteten plötzlich wie gift und funkelten böse wie Feuer. ,,Nebel?" Dunkelschatten erstarrte. ,,Nein. Ich heiße nun Wasserkralle." ,,Wasserkralle?", wiederholte sein Bau-Gafährte verwirrt. ,,Wieso das?" Wasserkralle blitzte ihn hasserfüllt mit den giftigen Augen an. ,,Weil ich so heiße!", fauchte er ihn an und Dunkelschatten sah in diesen Augen nicht mehr seinen Freund, um den er getrauert hatte. ,,Nebel, du stirbst! Bitte hör auf, nicht mehr du zu sein! Lieber stirb!" Dunkelschatten sah seinen Freund lange an. So einen Freund wollte er nicht haben. Nein, es war nicht Nebel. Nicht sein Freund. Wasserkralles Augen weiteten sich belustigt. ,,Glaubst du mein Leben nimmt so schnell ein Ende? Hättest du wohl gewollt, was?" Er grinste unheimlich. Dunkelschattens Herz begann zu hömmern, als sein früherer Freund die Krallen ausfuhr. Es würde zu einem Kampf kommen. Einem Kampf. Einem richtigem Kampf. Nicht so einen wie früher, als sie noch im anderen Teil des Waldes gewohnt hatten. Keinen Kampf ohne Krallen. Nein, diesmal würde es zu einem mit kommen. ,,Nein, Nebel. Bitte nicht!", rief er, doch Wasserkralles Lachen wurde deutlich höher und unheimlicher. Na schön, Dunkelschatten. Er sah Wasserkralle direkt an. ,,Wie du willst!", knurrte er. Sei kein Feigling, Dunkelschatten.Und doch, er musste es einsehen, er war einer.
Nein, er traute sich nicht gegen seinen Freund zu kämpfen.
Ihn zu verletzten.
Ihm Leid zuzufügen.
Hätten die Augen von Wasserkralle nur nicht so auffordernd gefunkelt ...
Die Trauer an Nebel nagte noch immer an Eis Herz, als sie den Weg fortsetzte. Sie musste endlich zu Kristall, sie warnen! Aber da schoss ihr der Gedanke an Nebel durch den Kopf, und sie hörte ihren Namen deutlich zwischen den Bäumen rufen: ,,Eis! Eis." Mal lauter, mal geheimnisvoller und leiser. Dann sprach die Stimme deutlich los: ,,Eis, komm ins Lager. Es ist unheimlich dunkel geworden hier." Was? Eis blickte sich um. Was war jetzt nun wichtiger? Kristall oder Dunkelschatten und Nebel? Kristall würde nicht wollen das Dunkelschatten etwas geschah. Sie würde es tun müssen; das Lager war näher dran. Außerdem müsste Kristall einmal selbst zurechtkommen müssen. Nur einmal. Für Kristall selber. Sie pretschte wieder los, an den Bäumen vorbei, dicht neben den Brombeerbüschen, auf dem Pfad bleibend. Sofort blickte das Lager vor ihren Augen auf. Es sah so ... zerstört aus und es roch unheimlich nach Blut. Nein, bitte nicht! Es roch nach Dunkelschatten und Nebel. Eis folgte der Fährte von Dunkelschatten die noch einigermaßen frisch war. Doch dann erstarrte sie und machte vor Schreck einige Schritte zurück. ,,Dunkelschatten!", kreischte sie auf. Er lag auf dem Boden, voller Blut. Seine Augen hatte er noch offen, dort leuchtete aber nur ein Gefühl, nein, es war nicht Angst. Dunkelschatten hatte sich nie vor dem Tod gefürchtet, nein, er hatte immer erzählt, wenn er sterben würde, dann ehrenvoll. Und noch dazu, dass er am liebsten noch in all unseren Herzen gerne weitergeschlummert hätte. Eis hatte dennoch immer gedacht, er würde mit Angst in den Augen sterben, da sie ihn hatte anfangs nicht leiden können. Nur wegen Kristall hatte sie ihre Mutter angefleht, die beiden aufzunehmen, da Kristall darauf bestanden hatte dass ihr Bruder mitkommt. Zurzeit war Eis sogar froh gewesen, dass er mit im Lager war, aber nun ... Nein, er durfte nicht tot sein. Er konnte nicht! Da sah sie Nebel bedrlrohlich vor sich stehen. ,,N-nebel?" Er lebte noch? Sie musterte ihn genau, seine Augen blickten jedoch giftig zu ihr, nicht wie früher ... ,,Nebel?", fragte sie noch einmal unsicher. ,,Nein." Was? Eis Gedanken rasten. ,,Wer bist du dann? Weißt du wer ich bin?", fragte Eis verunsichert. ,,Wie könnte ich dies nicht wissen, Eis?" Er bleckte bedrohlich die Zähne. Was hatte er nur? ,,Und ich bin nun Wasserkralle." ,,Was?" Wurde nicht in der Prophezeiung etwas von Wasser erwähnt? Könnte es sein, dass ...